Wohin gehen wir?
11 février 2025

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Omar GUERRERO
Editos

Vor mehr als 25 Jahren veröffentlichte Charles Melman einen kleinen Beitrag, der wahrscheinlich unbeachtet blieb. Drei Jahre später griff er ihn in „Der Mann/Mensch ohne Schwerkraft“ wieder auf. In wenigen Zeilen erwähnte er den Begriff des Fortschritts und stellte fest, dass wir uns über die immer rascheren technischen und sogar sozialen Fortschritte freuen. Dieses schwindelerregende Genießen sparte – das war die Warnung seines Textes – eine doch zentrale Frage aus : wir bewegen uns immer schneller aber, – wohin bewegen wir uns? Unser Zug ist der Progress Express!

 

In der Art und Weise, in der er uns herausforderte, können wir die Umsetzung in die Tat des analytischen Diskurses erkennen. Anstatt das Adverb „schnell“ (rapidement) zu betonen, (erinnern Sie sich, Lacan forderte uns auf, dem Adverb zu misstrauen, da es lügt, wie er sagte)*, hinterfragt Melman die Richtung, das heißt das manövrierende Subjekt.

 

Sind wir heute in der Lage zu sagen, wohin wir gehen? Sind wir von der Unmittelbarkeit unserer Nachrichten, Informationen und Bildschirme berauscht, schaffen wir es noch uns an das Wesentliche zu erinnern? Wie führen wir? Diese Frage steht im Mittelpunkt unserer Arbeit, da wir unsere Patienten dazu auffordern, die Kategorie des Realen in Betracht zu ziehen und die Konsequenzen aus einem Handeln zu ziehen, selbst wenn das „verfehlt“ ist – Lacan erinnert uns in dem Seminar, das wir dieses Jahr studieren daran.

 

Wie in den Behandlungen müssen wir uns fragen, in welche Richtung sich der soziale Wandel oder einfach der Weg unserer Gruppe bewegt. Wir können von der Reise profitieren aber unsere Arbeitsübertragung ist ebenfalls ein Motor, und wir können unsere Lektüren und unsere Forschung in sie einbringen, wobei wir, wie immer, unsere unterschiedlichen geografischen und sprachlichen Hintergründe berücksichtigen.

 

Wir werden einen möglichen Fortschritt unserer Disziplin nicht an der Zahl der Teilnehmer oder den mächtigen technischen Mitteln, die zum Einsatz kommen, messen müssen, sondern an den Lehren, die wir – selbst im Jahr 2025, selbst für aktuelle Probleme – aus dem nie ausgeschöpften Werk von Freud und Lacan ziehen, das, was uns anbetrifft, durch die Lehre Melmans erhellt wird. Diesen Zug wollen wir nicht verpassen.

 

Olivier Guerrero

Vize Präsident der ALI

 

*A.d.Ü.: im französischen entsteht das Adverb durch das Anhängen von „ment“ an das Adjektiv. „Ment“ kommt von „mentir“ lügen.