Beste Wünsche im Voraus
18 décembre 2024

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Stéphane THIBIERGE
Editos

 

In diesen unsicheren Zeiten wird man sicherlich nicht die Freude an der restaurierten Notre-Dame missen wollen. Man wird sie auch zum Anlass nehmen, das zeitgenössische Paradoxon zu hinterfragen: nie zuvor war das Misstrauen gegenüber der Einflussnahme so groß, während die Sehnsucht nach Religion unaufhörlich wächst. Die Auswirkung dieser Leidenschaft für das Eins, den Einen erschüttern unsere Gegenwart.

 

Dass man genau das, was man sonst sucht, gewaltsam denunzieren kann, wird dem Psychoanalytiker jeden Tag auf neue bezeugt. Und seine Praxis zielt gerade darauf hin, diese unglückliche Beziehung zum Eins, zum Einen zu entwirren, die ansonsten aussichtslos ist: denn die anfängliche Liebe schlägt in Hass um, weil es nichts gibt, woran man es wenden und das man ausarbeiten kann. Wir wissen das … aber es betrifft auch uns.

 

Denn dieses wenden an zu erarbeitende – die Übertragung – bietet der Analytiker an, um den Preis, dass er sich zu ihrem Abfallprodukt macht. Das ist sein Akt.

 

Aber er arbeitet nicht allein, das wäre unmöglich. Und so fällt, zusammen mit der Frage der Institution oder der Gruppe, die Frage nach dem Eins, das ihnen einen Anschein von Konsistenz verleiht, auf die Analytiker zurück.

 

Melman konnte, mit der Unterstützung von einigen anderen, für uns diesen Platz halten und uns lange erlauben, in dem von ihm geschaffenen Schutzraum in Ruhe zu arbeiten.

 

Da er nicht mehr da ist, bleibt uns die Frage: werden wir es schaffen, anstelle dieses Eins, dieses Einen Arbeiten einzuschreiben, die genug Wert haben, um eine Verbindung zwischen uns herzustellen, die nicht nur der Gelegenheit oder den Umständen geschuldet ist?

Frohe Festtage an alle

 

Stéphane THIBIERGE

Präsident der ALI